Geschichts- und Heimatverein e.V. Dreieichenhain

Dreieich-Museum

Kaiser Karl der Große und Dreieichenhain

Wo ist der Ring der Königin Fastrada – in Dreieichenhain oder in Aachen?

von Jean Heyl


Der Ring der Fastrada

Es ist historisch nicht nachweisbar, dass sich Kaiser Karl der Große (742-814, andere Quellen geben als Geburtsjahr 747 bzw. 748 an) mit seinem Gefolge jemals in der Dreieich, vor allem aber im heutigen Dreieichenhain, aufgehalten hat. Es ist allerdings denkbar, dass er auf seinen vielen Reisen durch sein Frankenreich durch diese Gegend kam, vor allem da seine jeweiligen Standorte in Ingelheim, Worms, Mainz, Lorsch und auch Frankfurt ganz in der Nähe waren. So gesehen ist es Spekulation, dass der Bau der Burg Hayn auf eine Jagdhütte Karls zurückgeführt wird, so wie es in einer heimatlichen Sage berichtet wird.

So wird in der Geschichte vom „Ring der Fastrada“ berichtet, dass Karls Jagdhaus im heutigen Dreieichenhain zu seinen Lieblingsplätzen zählte und er mit seiner vierten Gemahlin Fastrada (um 765 - 794), einer Prinzessin aus einer thüringisch-mainfränkischen Grafenfamilie, die er im Jahr 783 in Worms kurz nach dem Tod seiner dritten Frau Hildegard und seiner Mutter Bertrada heiratete, dort häufig glückliche Wochen zwischen seinen vielen Reisen verbrachte.

Aber Fastrada war sehr unglücklich und eifersüchtig wenn Karl wieder für mehrere Monate zu „Dienstreisen“ in die fränkischen Provinzen, den jährlichen Reichstagen und wichtigen Feldzügen (z.B. gegen die Sachsen, Bayern und Awaren) abwesend war. Um ihn an sich und an das schöne Jagdhaus mitten in den Wäldern der Dreieich zu binden warf sie ihren Edelsteinring in den nahen Weiher. Dieser Ring war ein Zauberring, den ihr einst Karl als Zeichen seiner ewigen Liebe geschenkt hatte. Die Zauberkraft des goldenen Ringes war, dass er die nahestehenden Menschen magisch anzog. Daher zog es Karl nach seinen langen Reisen immer wieder schnell zurück an den Weiher in der Dreieich und zu seiner geliebten Gemahlin Fastrada.

Frankfurt im Jahr 794 - Fastradas Tod

Es gibt aber noch eine andere Geschichte und die spielt in Frankfurt.

Für den 1. Juni im Jahr 794 hatte Karl, der König der Franken und Langobarden, die kirchlichen Würdenträger der abendländischen Welt zu einem Konzil nach Frankfurt eingeladen. Schon zu Weihnachten 793 war er mit seinem Gefolge und seiner Gemahlin Fastrada von Würzburg kommend in Frankfurt eingetroffen und hatte sich im fränkischen Königshof einquartiert um sich von seinen Strapazen zu erholen und mit seinen Getreuen über den Verlauf des bevorstehenden Konzils zu beraten. Es ist anzunehmen, dass auch Jagden auf dem Programm standen und die nahen Dreieicher Wälder und Fluren boten sich dafür an.

Gegen Ende des mehrwöchigen Konzils erkrankte Fastrada und sie starb am 10. August 794 in Frankfurt. Karl hatte mehrere Tage am Krankenlager gewacht und auch herbeigerufene Mediziner konnten nicht helfen. Untröstlich war Karl über den Verlust des vergötterten Weibes. An ihrem einbalsamierten Leib verbrachte er viele Tage und Nächte und er weigerte sich den Leichnam der Erde zu übergeben. Immer wieder sprach er wie verzaubert „Sie ist nicht tot, sie schläft ja nur“. Schon gab es bei seinem Hofstaat Sorge um den Gesundheitszustand des Königs. Es war sein treuer Freund und Vertrauter Bischof Turpin aus Reims der sich traute diese schwierige Angelegenheit zu regeln nachdem er im Traum gesehen hatte, dass Fastradas Edelsteinring verzaubert ist und den König wie magisch an sie fesselt. Als Karl am Lager der toten Fastrada kniend kurz eingenickt war schlich er zu der Toten und streifte den Ring von ihrem Finger. Da wachte Karl auf, merkte dass er seine Gemahlin verloren hatte und ordnete an, dass der schon stinkende Leichnam sofort beerdigt werden soll.

Wenig später wurde der Leichnam mit einem feierlichen Trauerzug von Frankfurt nach Mainz überführt und in der Abtei St. Alban in einem herrlichen Grabmal beigesetzt. Der König und sein Gefolge zogen weiter nach Ingelheim um den Reichsobliegenheiten nachzugehen.

In den kommenden Wochen suchte Karl immer wieder engen Kontakt zu seinem Vertrauten Bischof Turpin, der noch immer im Besitz des magischen Ringes war. Jetzt war klar, dass er der Ring war, der Karl eng an Fastrada gefesselt hat und er auch bei deren Tod nicht loslassen konnte. Diese Magie ging jetzt auf Turpin über, dem es immer peinlicher wurde, dass Karl ständig seine Nähe suchte.

Einige Zeit später kehrte Karl mit seinem Gefolge in seine Residenz nach Aachen zurück. Jetzt nutzte Turpin die Gelegenheit sich von diesem Ring zu trennen. Er schleuderte den Edelsteinring in den Burgteich der Frankenburg, dort wo sich Karl mit seiner Fastrada gerne aufhielt. Was er nicht ahnte war, dass der Zauber des Ringes noch immer auf den König einwirkte. Ständig hielt er sich an diesem Teich auf. Er ahnte nicht, dass es der Ring war, der ihn an diesen Ort fesselte.

Er fand mit der Alemannin Luitgard schnell eine neue Gemahlin, die aber leider schon im Jahr 800 nach fünfjähriger Ehe bei einer Reise in Südfrankreich überraschend starb.

Seine Residenz in Aachen verließ nur noch bei wichtigen Reichsangelegenheiten. Aachen selbst und die im Jahr 805 geweihte Pfalzkapelle entwickelte sich zu einem bedeutenden Macht- und Kulturzentrum im Frankenreich.

 Woher stammt der Ring?

Am Ende bleibt noch die Frage, wie Kaiser Karl in Besitz dieses magischen Ringes kam. Hier führt die Spur in die Schweiz, nach Zürich.

Einst hielt Karl wieder einmal Hof in den helvetischen Landen. In der Nähe seines Quartiers am Fluss Limmat und nahe am Grab der beiden Märtyrer Felix und Regula ließ er eine Säule mit einer Glocke errichten. Er ordnete an, dass jeder der ein Anliegen oder eine Beschwerde hatte an der Glocke läuten konnte und fand Gehör bei der Obrigkeit. Und immer wenn Karl vor Ort war hörte er sich persönlich die Anliegen an und sprach Recht. So kam es, dass beim Mittagsmahl die Glocke erklang. Aber die Diener konnten niemanden melden. Wenig später läutete es erneut – aber wieder war niemand zu sehen. Karl stellte jetzt Wachen auf, die die Glocke beobachten mussten. Nachdem es wieder geläutet hatte entdeckten die Wachen eine Schlange am Glockenseil. Sofort wurde Karl herbeigerufen der dann beobachten konnte wie sich die Schlange durch das Schilf entfernte. Er ging der Schlange nach bis zu ihrem versteckten Gelege. Auf den Eiern saß eine riesige Kröte, die verhinderte, dass die Brut schlüpfen konnte. Karl befahl den Wachen, diese scheußliche Kröte wegzunehmen, und da sie fremdes Eigentum und Leben hatte rauben wollen, verurteilte er sie zum Feuertode. Und jetzt konnte sich die Schlange wieder um ihre Brut kümmern.

Einige Tage später, Karl saß mit seinem Gefolge wieder beim Essen, kroch die Schlange durch den Speisesaal, sehr zum Schrecken der Adligen. Aber Karl ließ die Schlange gewähren. Mit flinken Bewegungen kroch sie über die reich bestückte Tafel bis zum Platz von Karl. Sie verbeugte sich vor ihm und würgte einen Edelstein aus ihrem Maul direkt in Karls Kelch. Danach verschwand die Schlange. Karl nahm den Diamanten an ich und erinnerte sich an seine Rettungstat. Später wurde der Edelstein in einen goldenen Ring eingesetzt, den er seiner damaligen Gemahlin Fastrada schenkte.