22. Dezember
Foto: Museum Charlottenburg-Wilmersdorf
1928
Weihnachten in den „Goldenen Zwanzigern“
Die Weimarer Republik erlebte zahlreiche Krisen. Im Gedächtnis späterer Generationen blieben aber vor allem die kulturellen Leistungen jener Jahre, Kino, Theater, ein mondäner Lebensstil, die Gier nach Vergnügen und Ausschweifungen. Allerdings waren die Zwanziger Jahre keineswegs für jeden Mann und jede Frau „golden“. Nach einer kurzen Phase wirtschaftlichen Aufschwungs stieg die Zahl der Arbeitslosen rapide an. Bereits 1929 waren allein in Berlin offiziell etwa 450.000 Menschen als arbeitslos registriert, die Dunkelziffer dürfte deutlich höher gelegen haben.
Die Wagners scheinen finanziell noch nicht in Not gewesen zu sein. Neben üblichem Nützlichen leisteten sich beide modische Hüte, einen Drillbohrer, Hornbesteck und ein Buch aus dem Ullstein-Verlag mit dem Titel „Welt, Erde und Menschheit. Eine Wanderung durch die Wunder der Schöpfung“. Es sollte den geneigten Lesern einen Blick in die Weltgeschichte eröffnen.
Foto: Museum Charlottenburg-Wilmersdorf
1929
Unruhige Zeiten brechen an
Im Oktober 1929 hatte sich in New York ein Börsencrash ereignet, der eine gravierende Kettenreaktion auslöste und den Beginn der Weltwirtschaftskrise markierte. Im Folgenden stieg in Deutschland die Arbeitslosigkeit rasant an. Von den Auswirkungen scheinen die Wagners jedoch nicht betroffen. Vielmehr zeugt ihr Gabentisch wieder einmal von bescheidenem Wohlstand. Zu den Geschenken gehörten in diesem Jahr eine Handtasche, Gummi- und Spangenschuhe und zwei (Parfum-) Zerstäuber.
Mit großem Interesse hatte der begeisterte Hobbyfotograf Richard Wagner vielleicht Anzeigen der Firma Schering-Kahlbaum gelesen. Sie empfahlen für Weihnachtsbaumfotos ein „gutes, lichthoffreies Plattenmaterial”, „damit die Überstrahlungen der Kerzen nicht unangenehm aus dem Bild herausstechen”, wie es
auch auf den Fotos der Wagners bisweilen der Fall war.