15. Dezember
Foto: Museum Charlottenburg-Wilmersdorf
1920
Bilanzen der jungen Republik
Die politische und wirtschaftliche Lage blieb angespannt. Im Frühjahr dieses Jahres hatte ein reaktionärer Staatsstreich, der „Kapp-Putsch“, deutlich gezeigt, wie fragil die Weimarer Republik war, wie tief die gesellschaftliche Spaltung ging. Hinzu kam, dass die Inflation nach der schleichenden Geldentwertung und Teuerung, die mit Beginn des Krieges eingesetzt hatte, weiter rasant zunahm. Von diesem Jahr an und bis 1932 notierte Richard Wagner die Preise aller Weihnachtsgeschenke. Für sich hatte er in diesem Jahr handgefertigte schwarze Krawatten, Netzhemden zu je 10 Mark, einen Stempel, einen Taschenkalender und Zahnstocher notiert. Zufrieden registrierte er, dass die bereits im Sommer für 7 Mark gekauften Handschuhe im Dezember das Fünffache gekostet hätten. Anna erhielt neben anderem Stoff für eine Nachtjacke (40 Mark), Satin für einen Unterrock (25 Mark), Handschuhe, die obligatorische Lanolin-Seife (4 Mark) sowie Schuhe aus Kamelhaar (64 Mark). Den Erwerb von 50 Zigarren (50 Mark) und einer Flasche Cognac (50 Mark) verbuchte Richard Wagner unter „von mir für mich”.