Geschichts- und Heimatverein e.V. Dreieichenhain

Dreieich-Museum

14. Dezember

Foto: Museum Charlottenburg-Wilmersdorf

1919

„Schenk ihm Ruhe – lieber Weihnachtsmann!“

„Und das Land? Und das Land? Bitt ich dich, so sehr ich kann: Schenk ihm Ruhe – lieber Weihnachtsmann!“, so dichtete Kurt Tucholsky Weihnachten 1919. Nach dem Kriegsende und den politischen Unruhen jenes Jahres mit zahlreichen Toten hatte sich mit Verabschiedung der neuen Verfassung sowie der Ratifizierung des Versailler Friedensvertrages die Lage gegen Ende des Jahres zwar etwas beruhigt. Um die Wirtschaft im Allgemeinen und die Versorgungslage großer Teile der Bevölkerung stand es aber weiterhin schlecht: Lebensmittel kosteten ein Vielfaches wie vor dem Krieg. Auch Tannenbäume und Kerzen waren nur zu Wucherpreisen erhältlich. Und so schmückten anstelle eines Baumes in diesem Jahr nur zwei Zimmerpflanzen die Wohnung und den Gabentisch der Wagners. Für ihre Geschenke, darunter immerhin Kaffee, Tabak, zwei Flaschen Cognac, ein großes Stück Speck und sogar Stiefel, müssen sie 1919 horrende Preise gezahlt haben.